Weihnachten in Kirchberg
Mit der Adventzeit begann die Vorbereitungszeit für Weihachten.
Für die Kirche wurde ein großer Adventskranz gefertigt und mit 4 Kerzen geschmückt.
In der Kirche wurde am ersten Advent die erste Kerze angezündet und an jedem weiteren Advent folgte eine weitere. Es begann eine stille, ruhige Zeit. Die langen und kalten Winterabende verliehen dem noch mehr Ausdruck.
Am 6. Dezember war Nikolaustag – ein Tag auf den sich die Kinder besonders freuten.
Schon am Vorabend putzten sie ihre Schuhe schön – meistens nahmen sie ihre großen Stiefel, damit besonders viel hineinpasst – und stellten sie vor die Tür. Wenn sie dann morgens neugierig noch früher aufstanden, fanden sie sie gefüllt mit Süßigkeiten, Nüssen und Äpfeln vor. Vom Nikolaus aber war keine Spur mehr zu sehen.
Am zweiten Advent gingen aus jeder Nachbarschaft vier Frauen von Haus zu Haus, um für die Weihnachts- bäckerei zu sammeln, sie erhielten Mehl, Zucker, Eier, Geld… Die gesammelten Gaben brachten sie zum Pfarrhof, da die „Frau Pfarrer“ für die Organisation des Weihnachtsgebäcks sorgte. In der darauffolgenden Woche trafen sich die Frauen dort, um gemeinsam die große Menge an Teig zuzubereiten. Der wurde auf die vier verschiedenen Nachbarschaften aufgeteilt und im Hause der Nachbarschaftsmutter wurden dann die Kekse und die schön verzierten Weihnachtsmänner gebacken.
Mit Beginn der Adventszeit wurden auch in dem Konfirmanden- unterricht Gedichte und Lieder für den Gottesdienst an Heiligabend einstudiert.
In der Schule war in den 60er Jahren des Kommunismus keine Vorbereitung auf Weihnachten erlaubt. Es gab außerdem eine Verordnung, dass die Schulkinder an Heiligabend in die Schule gehen sollten.
In dieser Zeit wurde auch zu Hause viel gebacken. Begonnen wurde mit den Keksen und kurz vor Weihnachten wurde dann in jedem Haus der Backofen geheizt und Hanklich und Striezel gebacken.
Die Adjuvanten kamen zusammen und probten die Weihnachtslieder, die sie an Heiligabend auf dem Kirchturm bliesen.
Endlich war Heiligabend...
An diesem Tag versorgte man das Vieh etwas früher als sonst, um rechtzeitig fertig zu sein. Wenn dann 17.30 Uhr die große Glocke erklang, machte sich die ganze Familie zur Kirche auf. An diesem Abend war die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt.
Blickfang war an diesem Abend der riesengroße geschmückte Weihnachtsbaum der in der Mitte vor dem Altar aufgestellt war, dieser Brauch ist ursprünglich aus dem Heidentum übernommen worden. Die Kerzen am Baum, wurden von den beiden Kirchenvätern angezündet, während die Gottesdienstgäste von einer festlichen Stimmung erfasst wurden. Mit langen Stangen, an deren Spitze eine Kerze befestigt war, gingen sie bedächtig um den Baum. Unter dem Weihnachtsbaum befanden sich die Körbe mit den fertig gepackten Päckchen, welche die Kinder als Bescherung erhalten sollten.
Es erklangen die herrlichen Weichnachtslieder:
„ Oh du fröhliche, oh du selige…“ oder „Ihr Kinderlein kommet…“. Zwischendurch wurden dann die Gedichte und Lieder von den jungen Konfirmanden vorgetragen. . Der Höhepunkt war die Weihnachtsgeschichte, die
von drei älteren Konfirmanden auswendig vorgetragen wurde. Auch der Kirchenchor umrahmte den Gottesdienst mit einem Weihnachtslied. Zum Abschluß der Weihnachtsfeier sang die ganze Gemeinde feierlich „Stille Nacht, heilige Nacht...“. Dann erfolgte die von den Kindern lang ersehnte Bescherung. Verschiedene Kekse und ein verzierter Weihnachtsmann, Äpfel, Bonbons und allerlei leckere Sachen waren in eine Tüte gepackt worden in welche auch ein Taschentuch eingebunden war. Während die Kinder in einer Reihe um den Tannenbaum gingen, wurden ihnen je ein Päckchen aus den Körben überreicht. Auch die Kleinsten gingen mit ihren Müttern unter den Weihnachtsbaum um sich ihre Geschenke abzuholen. Wie strahlten die Kinder mit ihren Päckchen in den Händen.
Die Bescherung bildete den Abschluss des Weihnachtsgottesdienstes. Danach stiegen die Adjuvanten mit Laternen oder später mit Taschenlampen auf den Kirchturm und bliesen die Weihnachtslieder „O du fröhliche…“ und „Stille Nacht, heilige Nacht…“. Groß und Klein war zu dieser Zeit noch auf dem Kirchplatz versammelt um den Klängen der Instrumente zu lauschen.
Nachdem die Adjuvanten auch dem „Herrn Pfarrer“ ein "Ständchen" unter seinem Fenster gespielt hatten, wurden sie von ihm hereingebeten um gemeinsam zu feiern, während sich die Gemeinde auf den Heimweg machte, um die Kerzen am eigenen Baum anzuzünden. Geschmückt war der Baum mit mit Nüssen, Äpfeln … und selbstgebasteltem Schmuck – so viel Schmuck wie es heute in den Geschäften gibt gab es damals noch nicht.
In Familien mit kleineren Kindern kam der Weihnachtsmann, hörte sich die von den Kindern vorgetragenen Gedichte oder auch ein Gebet an und ermahnte dann die Kinder, in Zukunft brav zu sein,
was die Kinder auch versprachen. Sie wurden dann vom Weihnachtsmann beschenkt.
Der heilige Abend wurde im Kreise der Familie gefeiert, Tanzunterhaltungen wurden an Heiligabend als nicht angebracht angesehen.
Der erste Weihnachtstag begann vormittags mit einem Gottesdienstbesuch, am Nachmittag wurde die Verwandschaft besucht. Abends traf sich die Jugend zu Tanzunterhaltungen.
Am zweiten Weihnachtstag wurde der Gottesdienst nur noch von treuen Kirchgängern besucht. Die Jugend und jungen Ehepaare bereiteten sich für Tanzunterhaltungen vor, die an diesem Abend fortgeführt wurden.
In früheren Zeiten war an dem dritten Weihnachtstag noch ein Früh-Gottesdienst morgens um 9.00 Uhr angesetzt.
Nach Weihnachten und bis zum Heiligen Dreikönigstag gab es die 12 Lostage.
Der Reihe nach je einen Tag für einen Monat des neuen Jahres. Nicht wenige schrieben sich das Wetter des betreffenden Tages auf und so sollte dann der betreffende Monat sein (trocken, nass, schön usw.). Also, so wie das Wetter am 26. Dezember war, so sollte auch der Januar sein, der 27. Dezember loste auf Februar... usw.
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Weihnachten und Weihnachtsbräuche ......
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