Kirchberg in Siebenbürgen
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Neujahr in Kirchberg
  
 

Sylvester und Neujahrsbrauchtum

 
Am Morgen des letzten Tages im alten Jahr wurden die letzten Vorbereitungen für den Sylvesterabend getroffen.
Die Aufgabe der jungen Männer war es schon einige Tage vor den Feiertagen für den Wein  zu sorgen.
Da in der Kirchberger Gegend kein Weinanbau war, hatte sich folgender alter Brauch erhalten.
Schon einige Tage vor Weihnachten wurde ein großes Weinfass auf Stroh in einen Pferdewagen oder Schlitten gebettet, das Pferdegespann wurde mit Glocken und Zierbänder geschmückt
(bekrient). Der Älteste der Burschen trug die Verantwortung und schickte hierfür einige Burschen mit dem Pferdegespann  in das Weinland nach Nimesch oder Meschen (in ca. 35km Entfernung), um dort für die vielen Tanzunterhaltungen und Feiern Wein einzukaufen.
So wurde für alles gesorgt.
 
Am späten Nachmittag des 31. Dezembers war in der Kirche ein letzter Gottesdienst im alten Jahr angesetzt. Im Vergleich zu den Weihnachtsgottesdiensten war die Kirche an diesem Abend oft nur spärlich gefüllt.
 
  Der Sylvesterabend wurde meistens mit dem Freundeskreis (Krinzker) verbracht mit dem man zusammen in das neue Jahr feierte. Für die Feier stellte jemand aus der Gruppe die große "Vorderstube"  des Hauses zur Verfügung, in der ringsum Bänke und Tische gestellt wurden. Für das Abendessen brachte jeder etwas mit, die Mädchen reichten ihren mitgebrachten Kuchen,  und die Jungs waren für die Versorgung mit Wein zuständig. Spielte jemand aus der Gruppe ein Instrument, brachte er es mit und sorgte für die Musik zur Tanzunterhaltung. Wenn nicht, wurden Schallplatten und ein Plattenspieler mitgebracht.
 
 Punkt 24 Uhr läuteten die Kirchturmglocken und die Adjuvanten stiegen mit Laternen auf den Kirchturm und bliesen das Lied „ Lobe den Herren den mächtigen König der Ehren“. Wenn die ersten Töne erklangen, kamen Jung und Alt aus ihren Häusern und lauschten den Klängen in der dunklen Nacht. Ein Brauch war es auch unter der Jugend geworden "in das Neujahr zu springen". Sie stiegen auf Tische oder Stühle und sobald die Kirchturmglocken das Neue Jahr ankündigten, sprangen sie ... in das Neue Jahr!
 
Anschließend gab es ein deftiges Büffee mit den vorbereiteten Dingen wie gebratene Wurst, Schweinebraten und Sauerkraut (Kampest).
 
 Die Feiern dauerten manchmal auch bis in die Morgenstunden hinein. Der Heimweg  war meist sehr dunkel und kalt. Oftmals lag im Winter viel Schnee und die Nächte waren eiskalt. Da es nicht viele Straßenlaternen gab, half manchmal der Mondschein ein wenig,  auf den unebenen Gehwegen und holprigen Strassen den Weg zu finden. Der Schnee knirschte unter den Füßen und Hunde bellten wenn man an manchen Toren vorbeiging.

  Das Neujahr begann morgens mit einem altem Brauch, dem Austeilen von Geschenken (Neugüer drüen). Jedes Kind erhielt von seinen Taufpaten (Pat) und Taufpatinnen (Güd) ein kleines Päckchen. Diese kleinen Plastiktüten enthielten Äpfel, Nüsse, Bonbons, ein kleines Geschenk und noch etwas Geld. Jedesmal war es eine große Freude für die Kinder die kleinen Päckchen auszupacken.
 
Zum Verteilen der Päckchen wurden die eigenen Kinder oder Nachbarkinder losgeschickt.
Die Geschenke wurden mit dem Spruch überreicht: "Ich wünsche Euch ein glücklich
es Neues Jahr und überbringe Eurem Sohn/Tochter das "Neugüer" (Neujahrs-Päckchen).
In früheren Jahren wurde auch folgender Spruch beim überreichen der Päckchen gebraucht:
"
Ech wänschen Ech guren en gläcklich Neu Güer,
ihrem Huest grüe Hüer,ihrem Üssen en kramen Hüren,
git mer en Kretzer, ech bän gefrüren."

Da die überbringenden Kinder überall noch etwas Geld (z.B. 1 Lei ) beim Abgeben der Geschenke erhielten, übernahmen sie sehr bereitwillig diese Aufgabe. So sah man morgens schon viele Kinder durch die Gassen marschieren.
 
Um 11 Uhr begann dann ein Neujahr-Gottesdienst in der Kirche.
 
 Nach dem Mittagessen war es üblich die Verwandtschaft zu besuchen. Dort wurde man mit Kuchen und sächsischer Hanklich (typisch war früher auch „Pelsenbeltschen“ – Pflaumenkuchen bewirtet.
 
Am Neujahrs-Abend trafen sich die „Krinzker“  wieder wie am Vorabend bei einem Gastgeber um die übriggebliebenen Reste zu vertilgen und so ließ man den Neujahrs-Tag mit Tanz und Unterhaltung ausklingen.
 

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Erinnerungen oder Ergänzungen können gerne unter Kommentar hinzugefügt werden!

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Kommentare zu dieser Seite:
Kommentar von Gerjen Lis, 10.07.2009 um 23:25 (UTC):
Liebe Kirchberger, mein Herz bebt mir und ich fühle schlüpfe in die Rolle der zehnjährigen Gerjen Lis aus der Nogass, für die die Wellt so wie sie sie damals kannte alles war, was sie kannte und vor allem, so wie sie war, in Ordnung war. Ich möchte mich herzlich bei dem Verfasser, der Verfasserin bedanken und zurückmelden, dass mir eine große Freude damit gemacht wurde. Harzlichst, af donk, det Gerjen Lis

Kommentar von Grau, 25.11.2008 um 21:46 (UTC):
Hallo Helga, sehr schön beschrieben, ich haben diesen Job (Nogür drüen) sehr gern gemacht, war eine sehr schöne Zeit. Werde meinen Kinder des auch erzählen.

Liebe Grüsse an alle Kichberger

Kaschi Inge



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