Kirchberg in Siebenbürgen
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Kirchberger Kirchenburg

Die Geschichte der Kirchenburg
in Kirchberg

Ein Feldweg führt zwischen abwechslungsreichen Hügelketten und bewaldeten Höhen durchs grüne Tal nach KIRCHBERG, das in zweistündigem Marsch von Agnetheln erreicht ist - wenn man nicht den über eine neuangelegte Straße fünfmal täglich verkehrenden Autobus nach Agnetheln vorzieht.

KIRCHBERG / CHIRPAR

Die Ortschaft wird 1332 ertmalig in päpstlichen Steuerlisten unter dem Namen Kyrchperch erwähnt. Da im Jahre 1373 ein gewisser Johann de kirchpert erwähnt wird, ist anzunehmen, dass es zu diesem Zeitpunkt in Kirchberg bereits eine Kirche gab. Diese Annahme wird dadurch bestärkt, dass die Anlage der Kirche als dreischiffige romanische Basilika, mit Chor mit halbkreisförmigem Ostabschluss und Westturm eine Erbauung Ende des 13. Jahrhunderts nahelegt.

In einen Talkessel eingebettet, schart sich die 1337 erstmalig urkundlich erwähnte Gemeinde um den Kirchenhügel, dem sie ihren Namen verdankt. Auf dem Plateau dieses Hügels ragte vom Beginn des 16. bis zum Ende des 19. Jh. eine so feste Burg auf, wie im Harbachtal nur in Agnetheln eine ähnlich starke stand. Heute ist noch der West- und Ostabschnitt des die Wehrkirche umgebenden rechteckigen Berings erhalten, doch kein einziger der sechs Wehrtürme, die auf einem einzigen graphischen Dokument festgehalten werden, das wir zufällig in einer Mappe bei der Malerin Trude Schullerus in Sibiu entdeckten, die den Nachlaß ihres Ur-Urgroßvaters Daniel Joseph Gottschling enthält - ein begabter Kupferstecher, Zeichner und Aquarellist.

ein Bild

Kirchenburg in Kirchberg (Chirpár)
nach einer Zeichnung von
Daniel Joseph Gottschling (Fragment)

Von Beruf Pfarrer, amtierte er zu Beginn des 19. Jh. in Kirchberg. Die einzige von ihm überkommene Landschaft (aus der wir ein Fragment veröffentlichen) stellt stellt mit fotografischer Exaktheit in panoramischer Sicht die stattliche Gemeinde Kirchberg dar. Da auf diesem Blatt das 1804 erbaute, an seinem zweiteiligen Barockdach leicht zu erkennende Pfarrhaus (links von der Burg) bereits eingezeichnet ist, bedeutet dieses Jahr ein wertvolles Datum post quem. An den vier Ecken des Burghofs stand je ein Wehrturm, da der Steilhang des Hügels die Süd-, Ost- und Westseite schützte, verstärkten die höchsten, mit Überladerwehrgängen versehenen Türme die Ost- und Westecken der Nordfront, wo das Gelände sich eben zur Gemeinde hin fortsetzt. Der somit gefährdeten Nordfront war ein zweiter Rechteckhof, der Zwinger, vorgelagert, an dessen Außenecken gleichfalls zwei Türme wachten. Bis 1891 stand im Hof dieser Vorburg das "alte Rathaus" an Stelle des heuteigen Schulgebäudes. An den noch in ursprünglicher Höhe erhaltenen Mauerfragmenten verraten die Einsatzlöcher der Hängeböcke den Verlauf eines Wehrgangs, von wo aus die Schießscharten bedient wurden.

ein Bild

Basilika in Kirchberg (Chirpár) von Nordosten

Das mit einem Tonnengewölbe überführte Erdgeschoß des Nordwestturms bildete die Einfahrt in den Burghof, die mit eisenbeschlagenem Eichentor verschlossen werden konnte. Der Südostturm, der halbkreisförmig vor die Wehrmauer vorsprang, ist als letzter 1968 eingestürzt. Die sorgfältig ausgeführte Miniaturzeichnung läßt erkennen, daß zu Beginn des 19. Jh. noch der Großteil der Wirtschaftsgebäude mit Stroh gedeckt war, auch der die ganze Gemeinde umziehende, auf älteste Siedlertradition zurückgehende Bodemzong - ein aus Ruten geflochtener "Bodenzaun" oder Dorffrieden - ist deutlich sichtbar. Die Zeichnung hält die inmitten des Burghofs stehende, zur Wehrkirche umgebaute Basilika fest, ehe das Mittelschiffdach niedriger gesetzt wurde und mit demjenigen des Chores zu einem einzigen Dachstuhl vereinigt wurde. Am hohen Ostgiebel des Chores sind noch die in drei Reihen übereinanderliegenden Schießscharten zu erkennen, darunter das Halbkegeldach der Ostapsis.

Die dreischiffige romanische Basilika von Kirchberg entstammt noch dem Anfang des 13. Jh. und gliedert sich der Gruppe der kurzen, stark in die Breite entwickelten Basiliken von Michelsberg, Burgberg, Rothberg ein. Nur drei schmucklose, unprofilierte gedrungene Pfeilerpaare von rechteckigem Querschnitt (wie jene in Michelsberg) trennen die drei Schiffe und tragen drei Rundbogenarkaden. Die drei Schiffe sind heute noch flach gedeckt, allerdings wurde die alte Balkendecke 1862 durch einen stuckverzierten Plafond ersetzt. Der Chor behielt sein Kreuzgratgewölbe, die Apsis ihre Halbkuppel, ebenso die ursprüngliche wabenförmige Pflasterung mit hexagonalen Ziegelsteinen (Triumphbogen), die schon zu Römerzeiten in Siebenbürgen nachweisbar und auch in den Apsiden von Tarteln, Scharosch und Kleinschenk anzutreffen ist, ebenso in den abgetragenen Seitenschiffen von Holzmengen vorhanden war. Sämtliche romanischen Rundbogenfenster der Basilika sind leider vergrößert und flachbogig geschlossen worden.


 

Der Kirchbau selbst war wohl, von den Verteidigungselementen des Westturmes abgesehen, nicht befestigt. Stattdessen wurde ein Wehrmauer mit polygonalem Grundriss, vier Ecktürmen und einem umlaufenden Wehrgang mit Pultdach errichtet. Der Eingang in den Bering erfolgte durch das Erdgeschoss des nordwestlichen Eckturms, auf der Südseite gab es eine Poterne.

Im Süden und Norden liegen einander die üblichen Seitenportale gegenüber, leider auch nicht mehr rundbogig geschlossen. Über dem Westende des Mittelschiffes erhebt sich der höchste Glockenturm des Harbachtals mit sieben Geschossen. Ursprünglich von den Seitenschiffen flankiert, bildete sein Erdgeschoß die typische, in drei Rundbögen in die Schiffe geöffnete überwölbte Vorhalle. In seinem zweiten Geschoß liegt die Turmempore, die sich in einer Rundbogenarkade zum Mittelschiff öffnet, in Kirchberg jedoch nicht übewölbt ist. In den starken Ostpfeilern führen die aus dem Mittelschiff zugänglichen Treppenstollen zur Turmempore hinauf, die Obergeschosse sind durch Balkenplattformen getrennt und waren von steingefaßten Rundbogenfenstern erhellt. Innen und außen erfährt die Turmmauer mehrere Einziehungen an der Nord-, West- und Südseite, während die Ostwand gradlinig aufstrebt.

ein Bild

Glockenturm und Wehrturm
der Basilika in Kirchberg (Chirpár)

Um 1500 wird Kirchberg als freie Gemeinde des Leschkircher Stuhls erwähnt. Zu diesem Zeitunkt wurde, wie in den anderen sächsischen Gemeinden, auch hier mit der Befestigung der Kirche begonnen. Der Westturm wurde erhöht und alle Öffnungen zu Schießscharten umgebaut. Im obersten Geschoss wird ein Wehrgang auf hölzernen Konsolen angelegt, und das Westportal – so es je ein solches gegeben hat – wird zugemauert und die Westfassade des Turmes mit drei Strebepfeilern (einer mittig und zwei an den Ecken) versehen. Stattdessen entstehen an den Seitenschiffen zwei neue Eingänge.

Im 15. Jh., als die Türkeneinfälle in Siebenbürgen zur periodisch wiederkehrenden Gefahr wurden, erfuhr auch der Kirchberger Glockenturm seine Umgestaltung zum Bergfried, als letzter Zufluchtsort der bedrängten Bauernschaft. Sämtliche Öffnungen des Turmerdgeschosses, somit auch das Westportal der Basilika, wurden zugemauert, die Fenster der Turmgeschosse durch Ziegelfüllungen zu Schießnischen mit je zwei schmalen Schlitzen verengt. Als siebentes Geschoß wurde ein auf Hängeböcken ruhender Wehrgang aufgesetzt, über dem das steile Pyramidendach aufsteigt. Die Lage der Gemeinde in einem tiefen Talkessel bedingte die außergewöhnliche Höhe des Turmes, der dem Wächter als Wachposten diente, um über die bewaldeten Kuppen der Hügel hinweg das Herannahen des Feindes rechtzeitig erspähen zu können, so daß beim Läuten der Sturmglocke die Bauern noch genügend Zeit hatten, mit Hab und Gut in die Burg zu flüchten. Zur Verteidigung des Turmfußes wurden die ihn flankierenden Teile der Seitenschiffe abgetragen. Die drei massiven, bis zum vierten Geschoß emporragenden Stützpfeiler an den Ecken und in der Mitte der Westwand wurden später aufgeführt, ebenso ein kurzer, das Gewölbe des Erdgeschosses stützender Mittelpfeiler. Der heute in der Westwand des zweiten Geschosses gelegene Eingang stammt aus jüngster Zeit.

Im Jahre 1750 wird auf der gegen Ende des 15. Jahrhunderts errichteten Westempore eine Orgel aufgestellt. Die heutige Orgel ist ein Werk des Hermannstädter Orgelbauers Johannes Hahn und stammt von 1778. Johann Folberth aus Schäßburg baut 1795 den barocken Altar der Kirche. Um1800 erhielt der Glockenturm ein neues Zeltdach.

Zu einem späteren Zeitpunkt wird im Süden ein weiterer Bering mit Wehrgang und zwei Türmen an den freistehenden Ecken errichtet. Im 19. Jahrhundert wurden ein Abschnitt der nördlichen Burgmauer sowie zwei Türme abgetragen, um für den Schulbau Platz zu schaffen. Im Jahre 1968 stürzte der Schalenturm an der Südostecke ein.

Dicht am Fuß des Turmes stehend, hat man den Eindruck, zu einem steinernen Riesen aufzublicken, dessen imposante Vertikalgliederung und das aus verschiedenen getönten Steinen gefügte Mauerwerk die bewegte Lebendigkeit eines gewachsenen Organismus hervorruft. Allein der Anblick dieses Turmes lohnt die Mühe, den etwas abgelegenen Ort aufzusuchen.


Quelle: Durchs Harbachtal auf den Spuren der Romanik   

Juliana Fabritius-Dancu    



 
 

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